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Ausstellung im Rathaus Icking

Ausstellung im Rathaus Icking

Betrachtungen und Empfindungen

Von Andrea Weber

Icking, 2.2.2024 – „Kunstwerke sind etwas Wunderbares, denn sie korrespondieren zu aktuellen Themen", sagt zweite Bürgermeisterin Claudia Roederstein. „Zeit“ heißt der Überbegriff der ersten Ausstellung im neuen Jahr im Ickinger Rathaus. Das Künstlerehepaar Ursula Wöhlcke (Fotografie) und Andrei Stefanescu (Bildhauer) stellen ihre Betrachtungen und Empfindungen aus. Die Bilder und Skulpturen nehmen mitunter einen Bezug auf das aktuelle Weltgeschehen oder zeigen die Vergänglichkeit des Lebens. „Lampedusa“ heißt ein knorriges Olivenholzstück, aus dem Andrei Stefanescu mit Hammer und Meißel ein an Klippen zerberstendes vollbesetztes Schiff herausgearbeitet hat. Die Ausstellung läuft noch bis 29. Februar.

Andrei Stefanescu blickt bei seinen Holz- und Marmorskulpturen aufs Große und Ganze, dagegen findet seine Frau Ursula Wöhlcke als Fotomotive die kleinen versteckten Details der Vergänglichkeit. Die Zeit spielt bei beiden die entscheidende Rolle. Der gebürtige Rumäne (Jahrgang 1950) hat in seinem Heimatland die Ceausescu-Diktatur erlebt und in seiner zweiten Heimat den Wert von Freiheit und Demokratie schätzen gelernt. Seit über 35 Jahren lebt der studierte Germanist in Deutschland. Er arbeitete als Lehrer, Journalist und IT-Berater, war jedoch stets ein Künstler. „Weil ich das machen muss“, sagt er und meint damit den Ausdruck seiner Gefühle in Holz und Stein. „Ambivalenz“ heißt eine Skulptur aus weißem Marmor. Ein Objekt mit einem zwiespältigen Spannungszustand, das sich auf beiden Seiten aus grober Haptik und schmeichelnder Weichheit zusammensetzt. Mit der Hand und maschinell hat der Künstler den schweren Marmorblock bearbeitet und geschliffen.

Was Zeit mit Dingen macht

Ursula Wöhlcke studierte Pharmazie in München, lebte ab 1988 vierzehn Jahre lang in Griechenland und seit 2007 in der Gemeinde Icking. Stets sei die Kamera ihr wichtiger Begleiter gewesen, sagt die heute 70-jährige Fotografin. Es fasziniere sie, was die Zeit mit Dingen macht. Sie schaut genau hin und findet Ungewöhnliches, das nicht in den Kontext seiner Umgebung passt. Alle Fotografien sind naturgetreu und nicht am Computer aufgepeppt. Wie etwa ein altes verrostetes Moped eingewachsen in Efeu und Blumen. Ein bunt lackiertes Blechspielzeugauto aus Großmutters Zeiten auf einem Müllhaufen aus grauem hässlichem Alteisen oder die verwitterte Holzstruktur eines morschen Kahns, den man vor Jahren am Ufer, achtlos liegen gelassen hat. Wöhlckes Fotografien zeigen, dass die Zeit Altes wieder schön macht. Die aktuelle Ausstellung ist eine spannende Zeitreise durch die Kunst des genauen Hinschauens. Alle Exponate sind natürlich auch käuflich zu erwerben.
      
Fotos: Andrea Weber


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