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Kulturbühne Hinterhalt

Mulo Francel feiert den Jazz der „Goldenen Zwanziger“

Von Peter Herrmann

Geretsried-Gelting, 29.1.2024 – Seine Konzerte gelten nicht nur bei Jazz-Fans als Höhepunkte der Improvisation und Klangvielfalt. Beim Gastspiel in der Geltinger Kulturbühne Hinterhalt stellte Saxofonist Mulo Francel mit seiner experimentierfreudigen Band erneut sein Ausnahmetalent unter Beweis.

Selten gehörtes Instrument

Mulo Francel spielte auf einem C-Melody-Saxophon, das er vor 30 Jahren für 125 Dollar auf einem New Yorker Flohmarkt erwarb. Kongeniale Unterstützung für die Interpretation bekannter und in Vergessenheit geratener Songs der 1920er Jahre erhielt er von Chris Gall am Fender Rhodes Piano, Bassist Didi Lowka und Drummer Robert Kainar.

Nach der schwungvollen Eröffnungsnummer „Ada’s Song“ erklärte Francel die Geschichte des C-Melody-Saxophons, das 1923 in den USA zum Verkaufsschlager wurde. „Tausende wollten und konnten sich aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs dieses Instrument als kleinen Luxus leisten, und so stapelten sich die C-Melodies bald als weihnachtlicher Verkaufsschlager unter den Christbäumen“, berichtete der Saxofonist. Der damalige Boom war jedoch nur von kurzer Dauer, weil Big Bands ab Anfang der 1930er Jahre auf komplexere Töne setzten. Mulo Francel schaffte es dennoch, mit diesem Instrument zu improvisieren und auch bekannte Kompositionen wie beispielsweise „Summertime“ von George Gershwin mit neuen Ideen zu bereichern. Auch das Liebesthema aus dem berühmten Charlie-Chaplin-Film „Goldrausch“ berührte die andächtig lauschenden Besucher auf Anhieb. Solo-Einlagen der anderen Musiker, mit denen Francel seit vielen Jahren in der Band Quadro Nuevo zusammenspielt. So widmete Pianist Chris Gall den Song „Yorke’s Guitar“ dem Sänger der berühmten britischen Rockband Radiohead. Sein virtuoses Klavierspiel war indes nur ein kurzer Ausflug in die Moderne.

Hommage an eine glamouröse Epoche

Mit dem 1929 entstandenen „Body and Soul“ tauchte die Gruppe nach der Pause wieder in die glamouröse Ära der „Goldenen Zwanziger“ ein. Abschließendes Zugaben-Schmankerl war dann ein Lied, das die Musiker schon während einer Videoaufnahme vor den feuerspeienden Vulkanen auf Island gespielt hatten: „Out of Nowhere“ glich wahrhaft einem heißen Lavastrom und bildet auch den Abschluss der aktuellen CD „The Melody Sax“.

Fotos: Peter Herrmann


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