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Neue Ausstellung in der Stadtbücherei Geretsried

Hoffnungslosigkeit und Zuversicht

Von Andrea Weber

Geretsried, 14.2.2024 – "Fluchtwelten" heißt die aktuelle Ausstellung in der Geretsrieder Stadtbücherei. Was Flucht bedeutet, kann nur der empfinden, der es selbst erlebt hat, so wie Mustafa Bülbül und seine Frau Sema. Das Ehepaar musste ihre türkische Heimatstadt Adana aufgrund einer lebensbedrohlichen Situation verlassen, über die sie öffentlich nicht reden wollen. Vor gut acht Monaten kamen sie über den Balkan nach Deutschland. In einer Bilderserie aus Acryl verarbeitet der Hobbykünstler das Erlebte, seine Gefühle, seine Ängste und die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft in einer neuen Heimat.

Zur Vernissage kamen viele Landsleute. Kader Gürkan Schahin unterstützte den Künstler bei seiner Rede als Dolmetscherin. Sie ist ehrenamtliche Helferin für Asylbewerber in Geretsried und stellte den Kontakt zum Projekt „Integration Aktiv“ vom Trägerverein Jugend und Sozialarbeit Geretsried (TVJA) her. „Es war mir sehr sehr wichtig, diese Ausstellung an diesem Ort zu zeigen, an den viele Menschen kommen. Sie soll uns konfrontieren mit einem Thema, das viele von uns nicht sehen wollen“, unterstreicht Rudi Mühlhans, Geschäftsführer des TVJA. Von acht Milliarden Menschen seien derzeit rund 10 Millionen auf der Flucht.

Ein Kind im Koffer, eine Hand am Stacheldraht

Mustafa Bülbül war Autolackierer und Hausmeister in seiner Heimat. Er malte als Hobbykünstler farbenfrohe surreale Bilder, ähnlich wie Salvador Dali. Seine neue Serie „Fluchtwelten“ ist erst in Deutschland entstanden. Es sind Darstellungen von Menschen auf der Flucht. Zum Beispiel ein Kind im Koffer, eine Hand am Stacheldraht und ein junger Mann am Wegesrand, in sich gebeugt ohne Aussicht, ohne Zuversicht. Die Bülbüls haben wie viele Flüchtlinge eine Odyssee hinter sich. Im Mai 2023 kamen sie als Asylbewerber in Freiburg an, wurden weitergereicht nach München, dann nach Garmisch-Partenkirchen, im Juli kamen sie in die Erstaufnahmeeinrichtung in die Turnhalle im Geretsried Schulzentrum an – ein Bettenlager ohne Rückzugsmöglichkeit. Schließlich haben sie seit zwei Monaten ein Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft in Eurasburg bekommen. Trotzdem ist das Ehepaar Bülbül dankbar. „Wir sind mit Freundlichkeit und Toleranz empfangen worden.“
 
Mit seinen Bildern möchte Mustafa Bülbül die Geschichten derer erzählen, die diesen gefährlichen Schritt wagten und die Flucht überlebten. Er möchte mit seinen Bildern außerdem aufzeigen, dass Zuwanderer „wertvolle Menschen sind, die gerne ihren Beitrag für Deutschland leisten möchten“. Es sind Bilder, die Hoffnungslosigkeit aber auch Zuversicht zeigen, teils in einer symbolischen Silhouetten-Darstellung, teils in naturalistischer Malerei.

Die Ausstellung „Fluchtwelten“ ist noch bis 27. Februar in der Stadtbücherei in Geretsried zu sehen.

Fotos: Andrea Weber


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