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Erinnerungsort Badehaus

Erinnerungsort Badehaus

Neue Patenschaften und Programmhöhepunkte

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen-Waldram, 18.1.2024 – Seit der Eröffnung im Oktober 2018 lockte der Erinnerungsort am Kolpingplatz über 16.000 Besucher an. Im Rahmen des Neujahrsempfangs stellte der Verein Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald das neue Veranstaltungsprogramm vor und warb für Erinnerungspatenschaften.

Stipendien für junge Engagierte

Führungen, Ausstellungen, Zeitzeugen-Interviews, Filmvorführungen und Vorträge verschafften dem momentan 602 Mitglieder zählenden und mehrfach ausgezeichneten Badehaus-Verein viel Anerkennung im In- und Ausland. Doch die so dringend benötigte institutionelle Förderung blieb bisher aus. Beim Neujahrsempfang am Sonntagnachmittag gaben sich Vorsitzende Dr. Sybille Krafft und ihr Team dennoch unverzagt und kündigten ein neues Projekt an. „Wir machen unbeirrt weiter“, versprach Vize-Vorsitzender Jonathan Coenen. Stolz verwies er auf die bisher rund 55.000 ehrenamtlich geleisteten Stunden des seit 2012bestehenden Badehausvereins. Mit Erinnerungspatenschaften soll diese Arbeit nun weiterhin auf einem hohen Niveau gehalten werden. „Wir suchen Förderer, die einen jungen Menschen
für drei, sechs oder zwölf Monate in Form einer zweckgebundenen Spende an den Verein eine Badehaus-Stipendium ermöglichen“, erklärte Krafft. Die Höhe des Geldbetrags schwankt je nach Dauer zwischen 2000 und 8000 Euro. „Es ist eine sinnvolle Investition in die Zukunft der Erinnerungsarbeit, wenn engagierte junge Menschen auch ein paar ihrer Arbeitsstunden vergütet bekommen“, befand die promovierte Historikerin.

Vom Krusical bis zur künstlerischen Intervention

Das Ergebnis dieses Engagements zeigte sich in der Vorstellung des neuen Veranstaltungsprogramms, das bereits am vergangenen Sonntag mit der Filmvorführung „Crescendo“ begann und am 20. Januar um 18 Uhr mit der Krusical-Premiere „Der Schnitter“ fortgesetzt wird. Die szenische Lesung von Georg Unterholzner begleiten die Musiker Sepp Kloiber und Martin Regnat.

Es folgen der in Kooperation mit dem Ickinger Rainer-Maria-Rilke Gymnasium veranstaltete Jugendabend „(Dis) Placed“ (25. Februar) sowie am Weltfrauentag (8. März) die Eröffnung der Ausstellung „Wir lebten in einer Oase des Friedens“ zur Geschichte der jüdischen Mädchenschule in Wolfratshausen. Am 21. April erklärt die Holocaust-Überlebende Dr. Eva Umlauf die „Psychologie des Erinnerns“. Nach der künstlerischen Intervention „Verstrickungen“ der Penzbergerin Susanne Hanus am 5. Mai referiert Geschichtsprofessor Dr. Kevin Ostoyich am 8. Juni über „Juden aus Shanghai in Föhrenwald“. Vom 29. bis 30. Juni lädt der Badehausverein gar zu einer Alpenüberquerung ein. Das „Alpine Peace Crossing“ von Krimml (Österreich) nach Kasern in Südtirol erinnert an den beschwerlichen Marsch, den jüdische Männer, Frauen und Kinder 1947 bewältigten, um in Genua ein Schiff zum damaligen Palästina zu erreichen.

Vor der Sommerpause gewähren die Vereinsmitglieder am 13. Juli einen „Blick ins Badehaus“ und laden nach der Jahreshauptversammlung zum Nachbarschaftsfest auf dem Kolpingplatz ein. Das Veranstaltungsjahr endet mit dem Begegnungsabend „Ukrainische Verbindungen“ (22.9.), der Vernissage zur Sonderausstellung „Resistance Through Their Eyes“ (13. 10.), einer Bunkerführung in Geretsried (17.11.) sowie der künstlerischen Intervention „Transit“ von Matthias Wohlgenannt. Der in Waldram lebende Lehrer hat in Leipzig und München Malerei, Bildhauerei und Kunstpädagogik studiert.

Weitere Infos: www.erinnungerunsort-badehaus.de

Fotos: Peter Herrmann


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