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Papierkünstlerin Anna Hössle im Porträt

Papierkünstlerin Anna Hössle im Porträt

Zarte Luftobjekte

Von Andrea Weber

Wolfratshausen, 28.3.2024 – Anna Hössles Lampen und Mobiles sind luftige Kunstwerke aus feinem Papier. „Die Linse“, sagt sie, sei ihr Renner unter den Leuchten. Seit vielen Jahren entwickelt und produziert die gelernte Kunstbuchbinderin in ihrer Wolfratshauser Werkstatt feine und filigrane Mobiles und Lampenschirme aus Japanpapier. Wir haben Anna Hössle in der Werkstatt besucht.

Gerade bändigt Anna Hössle in ihrer Werkstatt im Rückgebäude des Schwankl-Ecks einen großen Bogen aus festem Papier, der sich immer wieder widerspenstig zusammenrollen will. Sie legt die Kanten und Ecken exakt aufeinander und streicht mit der Handkante die Falte in den Bogen. Es entsteht ein kunstvoller Lampenschirm, der sich wie ein Muschelhaus dreht und wie ein Kristall in Facetten-Faltungen gelegt ist.

Der Natur nachempfunden

Auch das Bayerische Fernsehen wurde auf die Einzigartigkeit von Hössles Papierhandwerk aufmerksam und brachte kürzlich unter der Reihe „Zwischen Spessart und Karwendel“ ein Filmporträt über die Wolfratshauser Künstlerin. Der Film zeigt, wie akkurat Anna Hössle arbeiten muss, damit die Papierlampenschirme auch ihrem hohen Anspruch an Genauigkeit genügen und die Mobiles sich im Windhauch optimal bewegen. „Sehen Sie, der kleinste Fehler fällt sofort auf.“ Sie zeigt auf einen Lampenschirm, der beleuchtet von der Decke hängt und an einer Stelle im Dekor nicht den exakten Abstand aufweist. Anna Hössle arbeitet mit weißem, gefärbtem oder geöltem Japanpapier. Die linsenförmige Lampe, die aus zwei gegenüberliegenden Schirmen besteht und fast ein bisschen aussieht wie ein Ufo am Firmament, verkaufe sich seit vielen Jahren am besten, sagt die Künstlerin. Sie verziert die Schirme mit Loch-Perforationen, Schnitten und Schichten. Es sind wiederkehrende Muster und Motive, den Formen aus der Natur nachempfunden, wie eine Hollerdolde zum Beispiel oder die Körper von Raupen und Insekten. „Mich fasziniert das Spiel mit dem Licht und die Weichheit und Transparenz des Papiers.“

Geduld, Präzision und Kreativität

Anna Hössle wurde 1957 in München geboren. Der Vater, Professor an der Nürnberger Kunstakademie, Silberschmied und Bildhauer, die Mutter Goldschmiedin. Die Familie mit vier Kindern lebte in einem selbst renovierten Bauernhof in Zell bei Ebenhausen. Die ehemaligen Stallungen waren die Werkstätten der Eltern. „Wir Kinder waren oft mit dabei und durften helfen.“ Von 1975 bis 1978 machte Anna Hössle eine Kunstbuchbinderei-Ausbildung in Ried im Innkreis in Österreich. „Wir lernten schwierige Techniken zur Bearbeitung von Pergament und Leder.“ Nach der Ausbildung arbeitete Anna Hössle mit einer Freundin zusammen in einer Werkstatt in München. Sie erinnert sich: „Unser erster Auftrag war ein mit Ochsenblut getränktes Kleisterpapier für einen Restaurator. Es soll das Ungeziefer fernhalten.“ Bald spezialisierte sich die Papierkünstlerin auf die Entwicklung von Leuchtobjekten. Anna Hössle verfügt über die nötige Geduld, Präzision und Kreativität um aus dem feinen Material Papier einzigartige Kunstwerke aus Licht, Luft und Leichtigkeit zu machen.  

Mehr über die Künstlerin zu erfahren unter www.papierlampen-annahoessle.de

Hier geht's zum Filmporträt über Anna Hössle im Bayerischen Fernsehen.

Fotos: Andrea Weber


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