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Stadtgalerie Geretsried

Zeichnungen erinnern an 80 Jahre Kriegsende

Von Andrea Weber

Geretsried/Wolfratshausen, 9.5.2025 – Eine Gemeinschaftsausstellung über Stadtgrenzen hinweg zeigen derzeit die Stadtgalerie Geretsried und das Museum Wolfratshausen zu 80 Jahre Kriegsende. Es sind schwarz-weiß Zeichnungen über die Gräueltaten der NS-Zeit des 2004 in Pöcking verstorbenen Wiener Künstlers Karl Maldek. Verfolgung, Gefangenschaft, Folter und Ermordung. Er selbst habe einmal zu seinen Bildern gesagt: „Ich möchte den Leuten in den Bauch treten.“

Bürgermeister Michael Müller von Geretsried fand bei der Ausstellungseröffnung in der Stadtgalerie Geretsried die richtigen Worte: „Wenn wir heute wieder Hakenkreuze an Hauswänden sehen, dann zeigt uns das, wie wachsam wir sein müssen.“ 116 Nationen leben in Geretsried friedlich zusammen. Geretsried steht für Frieden, Vielfalt und Zusammenhalt. Dieter Klug, der 38 Jahre in Waldram Lehrer im Gymnasium Kolleg St. Matthias war kannte Karl Maldek persönlich. In seiner Rede beschrieb er den Künstler und sein Leben.

Elementare Zeitdokumente

Maldek war Maler, Zeichner, Schauspieler und Soldat wider Willen. Er war nie im Konzentrationslager, doch erlebte er die Grauen des zweiten Weltkriegs am eigenen Leib. Er überlebte seinen Kampfeinsatz in der Schlacht von Monte Cassino, schloss sich Partisanen an, kommt in Kriegsgefangenschaft nach Russland, und malte dort kleine Bildchen, die seine Kameraden nach Hause schicken konnten. Die Schauspielerei wurde nach Kriegsende sein Broterwerb. Die Malerei seine Leidenschaft. Maldek war Autodidakt. Seine Tuschezeichnungen tragen meist keine Titel. Die Bilder sprechen für sich eine eindeutige Sprache. Auf seinen Bildern stehen Männer an der Erschießungswand, nackte Frauen, die sich die Scham mit der Hand schützen und wissen, dass sie im nächsten Augenblick erschossen im Graben liegen. Knochenschädel, die noch in der Feuerglut lodern. Gefangene, darunter Kinder, mit leeren Augen und ohne Zukunft. Umrahmt von Heini Zapfs leisen Klarinettenklängen wurde die dramatische Aussage noch mehr betont. Die Bilder Maldeks sind erschütternd und zugleich elementare Dokumente, die diese Zeit unvergessen machen sollen. Seine Tochter Mila Maldek stellt die Arbeiten ihres Vaters für diese Doppelausstellung zur Verfügung. Jeder, der heute lapidar mit dem Schutz der Demokratie umgeht, sollte sich die Ausstellung ansehen.

Das Begleitprogramm zur Ausstellung:

10. Mai, Beginn 19.30 Uhr, „Als der Jazz (fast) seine Freiheit verlor“, in der Musikschule Geretsried
16. Mai, Beginn 19 Uhr, Lesung mit Musik von Georg Unterholzner mit Werken von Paul Celan, Bert Brecht, Heinrich Mann, Kurt Tucholsky und Oskar Maria Graf, Stadtgalerie Geretsried
23.Mai, Beginn 19 Uhr, Lesung mit Musik von Dieter Klug mit Werken von Lion Feuchtwanger und Erich Kästner, Stadtgalerie Geretsried

Fotos: Andrea Weber


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