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Ray Müller – Filmemacher schreibt Heimatkrimis

Münsing, 21.2.2013 (red) – Ray Müller ist ein Filmemacher, der behauptet, er habe kein Angst-Gen. Vermutlich deshalb sucht er sein Leben lang das Abenteuer und findet es bei fremden Völkern und Kulturen. Seine Dokumentarfilme wurden international ausgezeichnet. Richtig bekannt wurde Müller erst 1994 mit seinem Filmporträt „Die Macht der Bilder“ über Leni Riefenstahl. Nun ist er – zumindest vorübergehend – sesshaft geworden und schreibt Krimis vom Starnberger See. „Tote Hose“ heißt sein erster Band, der gerade im Handel erschienen ist.

Man könnte Ray Müller, Kurzform von Rainer Müller, stundenlang zuhören, wenn er von seiner Arbeit als Filmemacher erzählt. Der sympathische Mann mit einer auffallenden Halskette aus bunten Steinen, hat auf der ganzen Welt spektakuläre Dinge erlebt. Er lernte zum Beispiel Minenarbeiter in Bolivien kennen, die auf 4000 Höhenmeter ungesichert durch tiefe Schächte Edelsteine zu Tage förderten. „Wir krochen mit der Kamera hinterher.“ Sein Zuhause in Münsing, nahe des Starnberger Sees, ist voller solcher Erinnerungen: Naturmalereien von den australischen Aborigines hängen an der Wohnzimmerwand, Skulpturen aus Afrika stehen in den Regalen. Besonders stolz ist der 65-Jährige Filmemacher, der auf einem Bauernhof in Mühldorf aufgewachsen ist, auf eine kleine Skizze mit Originalsignatur von Alfred Hitchcock. Müller traf den berühmten Regisseur zum Interview, als er in den Siebzigerjahren nach dem Studium noch nicht  lange beim Bayerischen Fernsehen arbeitete. Und dann holt er noch so ein Relikt aus vergangenen Zeiten her. Es ist ein altes schwarz-weiß-Foto einer wunderschönen Frau. Unter dem Bild steht handschriftlich zu lesen: „Für meinen Regisseur Ray Müller, der mich sehr gepeinigt, aber trotzdem einen guten Film gemacht hat. Herzlichst Leni Riefenstahl.“ Die Künstlerin und Filmemacherin der NS-Zeit, die eine enge Freundschaft zu Adolf Hitler pflegte, blieb ihr Leben lang eine umstrittene Persönlichkeit der deutschen Geschichte. Sie starb 2003 im Alter von 101 Jahren in Pöcking.

Der Filmemacher

Keiner wollte damals, in den 1990gern, den Auftrag vom BR übernehmen und eine Filmbiografie über Leni Riefenstahl produzieren. „Als ich hörte, dass 18 andere Regisseure abgesagt hatten, nahm ich die Herausforderung an“, erzählt Müller. Der Film mit dem Originaltitel „The Wonderful, Horrible Life Of Leni Riefenstahl“ wurde in Deutschland wenig bekannt, dafür lief er sowohl im Fernsehen als auch in den Kinos weltweit, und bekam 1994 den Emmy-International-Award in New York verliehen. „Im Ausland kennt man mich mehr als hier.“ Die Drehaufnahmen mit Riefenstahl waren nicht einfach, erinnert sich Müller. „Sie war ein General im Frauenkörper.“ Trotzdem kam ihr Ray Müller näher und durfte sechs Jahre später die damals 98-Jährige nach Afrika begleiten. Es entstand der Film „Der Traum von Afrika“, der eine ganz andere Seite von ihr zeigt. Der Film lief in Deutschland jedoch nie.

Der Autor

Auch sein erster Roman heißt „Der Traum von Afrika“. Darin geht es aber nicht um Riefenstahl, sondern um die Autobiografie seines Großvaters, der 1913 nach Tanganjika (heute Tansania) als Großwildjäger ausgewandert war. Ray Müller besitzt ein Fotoalbum mit vergilbten schwarzweiß Fotos, die an Filmszenen aus „Jenseits von Afrika“ erinnern. Man sieht Bilder darin, wie sein Großvater mit Tropenhut neben der erlegten Jagdbeute steht.

Sein erster Heimatkrimi „Tote Hose“ beginnt mit einem grotesken Mordfall

Seine Leidenschaft sei es, die Geschichten anderer Menschen „aufzusaugen wie ein Schwamm“, sagt er. Seine Dokumentarfilme sind Nacherzählungen von anderen, in seinen Büchern dagegen schreibt Ray Müller viel von sich selbst. Natürlich sind Handlung und Personen frei erfunden. Sein erster Heimatkrimi „Tote Hose“ beginnt mit einem grotesken Mordfall. Taucher finden an einem eiskalten Wintertag eine Wasserleiche im Starnberger See, es ist ein Farbiger in Lederhosen. Er habe einfach drauf losgeschrieben, sagt Müller und nach und nach habe sich ganz intuitiv der Verlauf der Geschichte ergeben. „Das werden dann aber die besten Geschichten“. „Tote Hose“ ist kein Thriller, trotzdem fehlt die Spannung nicht. Es ist eine Alltagsgeschichte mit viel schmunzelndem Lokalkolorit, vom Leben in München und am Starnberger See. Und hat man den Autor etwas näher kennenlernen dürfen, dann kennt man auch den Kommissar Anton Maria Biersack und seine Kollegen gleich ein Stückchen besser. „Ja, das stimmt, denn jeder meiner Protagonisten hat auch ein Stück von mir.“

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