Loisachhalle Wolfratshausen
Loisachhalle Wolfratshausen
Josef Haders irrwitziger Parforceritt
Von Peter Herrmann
Wolfratshausen, 5.5.2025 - Zum dritten Mal in den vergangenen sieben Jahren kam der österreichische Kabarettist, Schauspieler und Regisseur Josef Hader auf Einladung des Kulturvereins Isar-Loisach (KIL) in die Loisachhalle. 642 Besucher lachten über den tiefgründigen Humor seines aktuellen Programms „Hader on Ice“.
Verloren im Weinviertel
„Wolfratshausen wäre mir schon fast zu groß", bekannte der 63-Jährige zu Beginn seines Auftritts. Viel lieber würde er in stillen ländlichen Regionen wie dem österreichischen Weinviertel leben. Der Landstrich sei zwar ähnlich überbewertet wie die Toskana, werde aber mittlerweile von prominenten Künstlern als ereignisloser Gegenentwurf zur hektischen Hauptstadt Wien geschätzt. In kurzen Abständen schenkte Hader sich sein Glas mit CO2-neutralen Rum voll und philosphierte über die rücksichtlose Generation der Babyboomer, die ihre sexuellen Fantasien im Internet auslebt und dem hemmunglosen Konsum frönt. Konsequenterweise isst die Bühnenfigur nur Tiere wie Fisch oder Hummer, weil sie nicht „schreien, wenn man sie tötet". Zwischendurch ließ er sich vom pflegeleichten Sklaven Jimmy bedienen oder flüchtete in Gespräche mit seinem Alter Ego Rudl - einem sprechenden Wolf, mit dem er kiloweise Rinder-Carpaccio
oder serbische Bohnensuppe verschlingt.
Musikalisches Finale
In kurzen Momenten verließ Hader die ironische Perspektive. „In ganz Europa haben wir dieses Problem, die Enge des Herzens“, sinnierte der Österreicher. Auf besserwisserische Handlungsempfehlungen verzichtete er jedoch. Am Ende des zweistündigen Parforceritts setzte sich der vielseitige Künstler mit dem Rücken zum Publikum ans Klavier und sang mit rauer Stimme den Judy-Garland-Klassiker „Somewhere over the rainbow". KIL-Vorsitzende Assunta Tammelleo, die den Abend mit einem ehrenamtlichen Helferteam organisiert hatte, freute sich nach dem Auftritt auf das anschließende gemütliche Beisammensein mit Josef Hader im benachbarten Wirtshaus Flößerei. Dazu gesellte sich auch der mehrfach preisgekrönte Musiker Georg Ringsgwandl, der Haders Auftritte seit seinen ersten Programmen in den 1980er-Jahren bewundert.
Fotos: Peter Herrmann



