Kunstturm Wolfratshausen
Kunstturm Wolfratshausen
Schillernde Schönheit
Von Peter Herrmann
Wolfratshausen, 10.4.2024 - Voller Vorfreude blicken die Malerin Christina Etschel und der Fotograf Franz Ramgraber auf die Eröffnung ihrer gemeinsame Ausstellung „belleza de la naturaleza“. Die spanische Bezeichnung für die Schönheit der Natur passt gut zu ihren Bildern und Cyanatopien, die einen Monat lang im Kunsturm am Schwankl-Eck zu sehen sind.
Vielschichtige Naturbilder
Die Namensgebung regte Christina Etschel an. Die Eurasburger Malerin lebt sechs Monate im Jahr auf der Baleareninsel Mallorca und lässt sich dort von Bergen, Meer und Bäumen inspirieren. Für ihre Bilder verwendet sie Öl, Acryl und Naturmaterialien wie Schlagmetall. Die Motive erscheinen erst bei längerer Ansicht vertraut. So lassen sich die Segelboote auf dem Werk „Am stillen Hafen“ nicht sofort erkennen. Auf einem anderen Bild ergänzen sich Linien zu mehreren Waldläufern. „Ich möchte der rasanten Zerstörung unserer Natur etwas entgegensetzen“, erklärte Etschel ihre Motivation. Neben ihrer Malerei engagiert sie sich in verschiedenen Natur- und Tierschutzorganisationen. Zu sehen waren ihre Kunstwerke bereits in Paris, im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr sowie in Palma de Mallorca.
Chemische Fotokunst
Einer außergewöhnlichen Technik bedient sich Franz Ramgraber. Der pensionierte Chemiefacharbeiter aus Burghausen überträgt Verfahren aus der Anfangszeit der Fotografie im 19. Jahrhundert auf moderne Materialien. Charakteristisch für ihn sind Gelatine-Silber-Prints und sogenannte Lumen-Prints. „Sie entstehen durch langes Belichten von Schwarzweiß-Papier und liefern Bilder mit bräunlich-violett-rosafarbenen Tönen“, erläuterte Ramgraber. Zudem lässt der Künstler Chemikalien direkt auf das Papier einwirken und entwickelt Cyanotopien – besser bekannt als Eisenblaudrucke. Letzteres Verfahren wurde bereits 1842 von dem Engländer Fotopionier Sir John Herschel erfunden, geriet aber nach Aufkommen moderner Techniken in Vergessenheit. Zudem widmet sich Ramgraber verschiedenen Langzeitprojekten zur Erforschung von Vegetation und Plastikmüll im Fluss Salzach. „Mich fasziniert seine Originalität, die sicher überleben wird“, prognostizierte Hamit Cordan. Gemeinsam mit den weiteren Kunstturm-Veranstaltern Hans-Werner-Kuhlmann und John Schille freut er sich, dass die Ausstellungsräume am Schwankl-Eck nach wie vor eine große Anziehungskraft auf Künstler und Besucher gleichermaßen entfalten.
Die Vernissage zur Ausstellung „belleza de la naturaleza“ mit musikalischer Begleitung von Lisa Fitzek findet am Donnerstag, 11. April, 19 Uhr, im Kunstturm am Obermarkt 33 statt. Weitere Öffnungszeiten bis zum 11. Mai: Donnerstag bis Sonntag, jeweils von 14 bis 18 Uhr. Im „Treff im Turm“ am 18. April (19 Uhr) stellen sich die Künstler den Fragen der Besucher.
Fotos: Peter Herrmann
